Der

Hörspielclub Schwabach-Penzendorf

wird 40 Jahre jung

 

 

HÖRSPIELCLUB Schwabach-Penzendorf


Im Juni 1970 ging es los: Der damals 12-jährige Rainer Thiede brachte seinen älteren Bruder Werner Thiede mit seinem Mitschüler und Freund Michael Pfotenhauer zusammen. Werner hatte eine kleine Schüler-Novelle "Klaus und die Algebra-Aufgabe" verfasst und war bereit, sie als Hörspiel umzuschreiben. Michael wollte eigentlich gerade einen kleinen Film drehen – mit Opas Kamera. Schnell fanden Werner und Michael zusammen, denn Michael hatte gerade begonnen, ein Studio aufzubauen, besaß schon ein gutes Tonbandgerät und ein brauchbares Mikrofon – und einen geeigneten Aufnahmeraum im elterlichen Haus.

Schnell wurden weitere Freunde zur Mitwirkung gewonnen. Etwa Norbert Bickel, Karl Freller, Barbara Pfotenhauer (Michaels jüngere Schwester), Margita Schnabel und viele mehr.
Werner war bei der ersten „Aufführung“ im September 1970 15, Michael 14 Jahre alt. Werner war schon jahrelang schrift­stellerisch tätig gewesen und hatte auch Musik am Klavier kom­poniert. Michaels Eltern und seine Oma Oberhofer unterstützten die junge Truppe dann schnell, um das Studio räumlich und gerätemäßig "flott" zu machen. Unter anderem wurde eine Studiooberfläche an Wänden und Decke des Aufnahmeraumes angebracht.  Norbert Bickel, der auch die Technik stark mit vorangetrieben hat, brachte ein weiteres Tonbandgerät ein, und Opa Pfotenhauer stellte ein drittes zur Verfügung. Mit einem neuen Mischpult konnte man dann mit diesen drei Geräten auch Mischen und überblenden. Überhaupt hatten wir volle Unterstützung von unseren Eltern, von manchen Lehrern auch, wenn auch leider nicht von allen. Aber wir haben uns stets durchgesetzt.
Anfangs blendeten wir noch Musik von Schallplatten ein, aber bald wurde die gesamte Hörspielmusik von Werner Thiede komponiert und eingespielt.

Effektgeräte kamen hinzu, z.B. ein Hallgerät, und professionelle Mikrofone. Es entstand auch eine "Effektewand" mit diversen ansteuerbaren Klingeln, Telefonweckern, Gongs, Türöffnern etc. Durch den frühen Kontakt mit dem Bayerischen Rundfunk erlernte Michael in deren Studios auch das Tonbandschneiden, was bei unserer Bandgeschwindigkeit von 9,5cm/sec gar nicht so einfach war. Beim Radio arbeiteten sie damals mit 38cm/sec. Mit Fettstift wurden damals bei uns auf der glatten Bandrückseite Schnittmarken angebracht. Zwischenband kennzeichnete Abschnitte und Pausen. Heute, im digitalen Zeitalter, ist das kaum mehr vorstellbar, aber es erfüllte seinen Zweck.

Karl Freller war damals als Jugendlicher schon ein bemerkenswert guter Fotograf mit hervorragender Ausstattung und guten Pressebeziehungen und wurde so unser Spezialist für Fotodokumentation und Presseauftritte. Auch steuerte er ein weiteres Tonbandgerät bei, ein UHER Report, mit dem z. B. das Hörspiel "Die Rettung" aufgenommen wurde. Hermann Haller ergänzte dann unser Technikteam tatkräftig als Aufnahmetechniker. Aufgrund der mehrfachen Projekte, die wir bestrebten, arbeiteten wir nun in zwei Teams parallel. "Die Rettung" etwa wurde in einem tiefen Felsenkeller unter der Schwabacher Altstadt (unter dem Elternhaus von Karl Freller) aufgenommen und nachher im Studio geschnitten, abgemischt und gemastert. Bei diesem bewegenden Hörspiel von Werner Thiede handelt es sich um die Geschichte eines Bergwerksunglücks, bei dem die betroffenen Bergleute am Ende zu Gott finden.

Wir haben unsere Hörspielproduktionen von Anfang an in öffentlichen Veranstaltungen aufgeführt. Lange wurden wir dabei in Schwabach veranstaltungstechnisch von der damaligen Firma "Radio Carstens" unterstützt, etwa mit Verstärkern und Boxen.

Viele Menschen haben uns unterstützt, so konnten wir bei Werners "Onkel Lades" in Roth von seiner Hammondorgel die Musik für die Krimis der "Kommissar-Holbert-Serie" aufnehmen, weitere Musik vom Flügel von Ines Kick in Schwabach und im Deutschen Gymnasium in Schwabach, in dessen Saal auch viele unserer öffentlichen Vorführungen stattfanden. Aber auch in der Schule in Penzendorf konnten wir aufnehmen und vorführen. Und der langjährige Oberbürgermeister Schwabachs, Hartwig Reimann, hat uns auch tatkräftig unterstützt.
Beachtet wurden wir auch von den Medien. Etliche Artikel erschienen im „Schwabacher Tagblatt“, aber auch beispielsweise in der "HörZu" oder in "Micky-Maus". Auch der Bayerische Rundfunk brachte Berichte von uns (z. B. von und mit Rainer Kretschmann); da waren wir dann auch im Frankenstudio und lernten den "Altmeister" Herbert Lehnert kennen, der uns in die Geheimnisse des Radios einweihte. Michael hat dann auch in München beim BR im Sendebetrieb und in der Hörspielabteilung hospitiert (Chef Dr. Dieter Hasselblatt) und an der Hörspielproduktion teilgenommen. Interessant war dabei besonders auch, dass es die Zeit der Experimente mit der neuen Kunstkopf-Stereophonie war.

In einem Hörfeature zum Thema "Umweltschutz" haben wir viele prominente Gesprächspartner gefunden – wie etwa Oberbürgermeister Hartwig Reimann, den Schwabacher Justitiar Dr. Barth, den Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Dr. Hans-Jochen Vogel, Hubert Weinzierl (Bund Naturschutz), Horst Wildner (Bund Naturschutz) und andere.
Nach drei Jahren, im Sommer 1973, verlief die bis dahin konzentrierte Arbeit plötzlich im Sande – Historiker mutmaßen, dass das insbesondere an einer „demokratischen“ Umstrukturierung des Clubs lag. Und dann hatten wir mit Berufsausbildung, Abitur etc. vieles zu tun, so dass die Zeit knapp wurde. Das noch fertiggestellte Hörspiel „Klaus und die Algebra-Aufgabe“, nun in einer perfekten Fassung, kam leider nie zur Aufführung. Nur im kleinsten Kreise wurden noch künstlerische „Spätwerke“ von W. Thiede („Der Clown“, „Der Wahrsager“ etc.) aufgenommen. Eine offizielle Auflösung des Clubs gab es nie.

1976 konnten wir immerhin noch ein Hörbild zum Thema "Silvester" im Studio 9 des BR in München aufnehmen, das dann auch gesendet wurde. Darin kamen nicht nur Michaels Oma Oberhofer, sondern auch Ministerpräsident Alfons Goppel vor, nebst Silvesterknaller-Aufnahmen von Norbert Bickel, der damals aus dienstlichen Gründen selber leider nicht ins Studio mitkommen konnte. Rüdiger Becker von der "Jungen Welle" (Jugendfunk) hatte uns eingeladen.

Werner ist heute ein namhafter Publizist, der zehn Bücher verfasst und ebenso viele herausgegeben hat; auch 20 seiner Lieder wurden veröffentlicht (Näheres unter www.werner-thiede.de). Als apl. Professor für Systematische Theologie lehrt er in Erlangen, als Theologischer Referent arbeitet er beim evangelischen Regionalbischof im Kirchenkreis Regensburg.

Michael betreibt heute (nebenbei) wieder ein (nicht-kommerzielles) Ton- und Mediastudio (studio.acrensplain.de), jetzt natürlich in moderner professioneller Digitaltechnik, in Herdecke (Ruhr), und unterstützt Künstlergruppen (Lesungen und Musik etc.) und Schulaufführungen (vor allem mit behinderten jungen Menschen) mit Tonaufnahmen, Videos, Fotos etc. und hofft, dass auch von den "Alten" des Hörspiellclubs wieder Aktivitäten hinzukommen, wenn diese mal beruflich in ein ruhigeres Fahrwasser geraten sollten...

Barbara, geb. Pfotenhauer, heute Lorenz, ist als Lyrikerin BaLo* weiter der Literatur, der Kunst, dem Lesen verpflichtet und u. a. als Mitorganisatorin der 'non-profit'-orientierten Veranstaltungsreihe 'Schwabach liest' (www.schwabach-liest.de) aktiv.

Auf weitere Berichte zu heutigen Aktivitäten unserer ehemeligen MitstreiterInnen hoffen wir.


Insgesamt rund 30 Kinder und Jugendliche haben bei unseren Produktionen mitgewirkt. Nach 40 Jahren ist es gar nicht mehr so einfach, die Namen alle vollständig (und richtig) zusammenzubringen:


Werner Thiede
Michael Pfotenhauer
Norbert Bickel
Karl Freller
Gerhard Multhammer


Barbara Pfotenhauer
Rainer Thiede
Margita Schnabel
Corinna Weber-Hohengrund
Claudia Weber-Hohengrund
Markus Weber-Hohengrund
Erika Hennecke
Hans Hennecke
Elke Bickel
Peter Meyer
Rainer Sandrock
Joachim Lachner
Reiner Kleeberger
Hannes (Hans-Peter) Neumann
Susanne Kröger
Sybille Kröger
Gerhard Hoffmann
Hermann Huscher
Hermann Haller
Horst Trautnitz
Arnulf Stößel
Hans Hauerstein
Johannes Schiller
Jörn Klietz
(und evtl. Weitere, an die wir uns hoffentlich bald noch erinnern werden)


Große Stücke:
Klaus und die Algebra-Aufgabe (1970)
Klaus und die Algebra-Aufgabe (Neufassung 1973)
Kommissar Holbert: Der Giftmörder (1971)
Kommissar Holbert: Der Polizeichef (1971)
Der alte Nieselpriem (1972)
Die Rettung (1972)

Kleine Stücke:
Schützt unsere Umwelt (Hörfeature)
Zimmer frei?
Kirchgang
Der Clown
Der Wahrsager
Die Puppen
Die Konkurrenz kommt besser nicht (1970)
Das Examen
Der Salatkopf
Reaktionen
Silvester-Hörbild (BR)
Zwietracht

 

 

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Dr. Michael Pfotenhauer, Herdecke

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Letzte Aktualisierung 19. März 2010